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Vortrag: Reformismus und Revolution – Bhagavadgītā-Rezeption im kolonialen Kontext
April 2, 2022 @ 10:30 am - 11:30 am
FreeAnhand der Bhagavadgītā soll in diesem Vortrag erarbeitet werden, wie der „Hinduismus“ mit angepassten Auslegungen des eigenen Kanons auf den kolonialen Kontext reagiert. Denn bereits mit der Präsenz der East India Company verändern sich nicht nur die Machtverhältnisse im Subkontinent, sondern etwa auch die Beziehung zur eigenen Sprache und den Religionen. Neue Technologien, ein verändertes Bildungssystem, Missionare und epistemische Brüche führen zu Gegenreaktionen der Inder. Besonders mit Bezug auf die Rezeptionen von Sarvepalli Radhakrishnan und Mahatma Gandhi wird beleuchtet, wie dies, mittels einer passenden Hermeneutik, zu einer Rekanonisierung und veränderten, dem Kontext angepassten Auslegungen führt, gar zu einer „reinvented tradition“. Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um reaktive Exegesen, sondern um Auslegungen die, wenn auch unbewusst, bereits von interkulturellen „Verflechtungsgeschichten“ beeinflusst sind. Das bedeutet, dass – neben einer oft martialischen, den Bruderkampf hervorhebenden, das selbstlose, pflichtbewusste, heldenhafte Handeln betonenden Leseweise – durch den „Pizzaeffekt“ beispielsweise gewisse idealistische Strömungen Einfluss üben. Zuletzt stellt sich die Frage, wie im postkolonialen Diskurs mit solch einem ambivalenten interkulturellen Text umgegangen werden kann, ohne dabei weder das koloniale Erbe noch die Frage nach der „richtigen“ Auslegung zu ignorieren.